Spiel mir bloss nicht das Lied vom Tod

Das Lied von Einigkeit und Recht und Freiheit

 

Lied der EinigkeitWenn ich heute die ersten Silben der deutschen Nationalhymne anstimme, dann stellen sich mir angesichts des Spiegels unserer Gesellschaft ein wenig die Nackenhaare auf. Mir kommt dabei eine Melodie in den Sinn, die mich nicht ohne Grund an die rauhen Zeiten des Wilden Westens erinnert.

Etwas wie Einigkeit finde ich nur noch in immer dünner werdenden gesellschaftlichen Schichten wieder, das Recht wird darin in eigenem Ermessen interpretiert, von einer wahren Freiheit kann angesichts hoher Belastungen und allseits präsenter Verpflichtungen keine Rede mehr sein.

Das Volk, dem ich angehöre, zerfällt wie seine Regierungsstruktur in streitende  Splitterparteien, richtet sich an Machtgehabe und materiellen Werten aus. Der Blick über den eigenen Tellerrand findet häufig nur noch dann statt, wenn dieser bereits vergoldet ist und aus erhabener Position stattfinden kann.

Brot und Spiele alleine hüten nicht vor steigendem Leidensdruck

Eine wirklich übergreifende Gemeinschaft habe ich hier zuletzt erlebt, als Deutschland in 2014 wieder einmal Fußballweltmeister wurde, was irgendwie auch einen Sieg über andere Nationen darstellt. Dass dieses Volk jedoch an Einigkeit und Werten wesentlich mehr zu bieten hat, geht nach meiner Auffassung in einer historisch bedingten Schuldfrage unter. Während nach innen hin keine echte Übereinstimmung zu erzielen ist, wird nach außen danach gestrebt, indem großzügig agiert und materiell verteilt wird, was unerkannt dem Ausverkauf nationaler Werte alle Grenzen öffnet. Der durchschnittliche deutsche Bürger, dessen Altersvorsorge oft auf wackligen Beinen steht, sieht seine Felle immer mehr davonschwimmen, von benachteiligten Randgruppen ganz zu schweigen.

Kleinunternehmer verlieren ihre Existenz, finanzielle Stabilität geht an die Seifenblasen spekulativer Märkte verloren, Korrektheit weicht internationaler Korruption, leere Versprechungen werden im Lobbyismus salonfähig, der eigene Arbeitsplatz ist aus mehrfachen Gründen längst nicht mehr sicher, die Möglichkeiten einer staatlichen Absicherung an ihren Limits. Weshalb manche Leute tatsächlich beginnen, hiergegen lautstark auf die Barrikaden zu gehen, bleibt im politischen Reiben und dem Reibach wirtschaftlicher Interessen unerkannt, erscheint sogar als zweifelhaft. Wer seine Schäfchen im Trockenen hat, indem seine Pension gesichert ist und dem bestehende Machtstrukturen tragend dazu beitragen, kann in seiner erfahrenen Entlastung leicht lachen, um sein Unverständnis für fremde Nöte darüber zu kaschieren.

Und ewig grüßt das Murmeltier, bis es seinen wärmenden Pelz verloren hat

Das Bemühen, eine echte Bürgernähe herzustellen, mag auf lokalpolitischer Ebene noch halbwegs fruchten, doch sobald der Fokus auf den Interessen der EU und globalen Abkommen liegt, gleicht die resultierende innere Nähe eher der Distanz zu den politisch adressierten Ländern. Der in Deutschland vorhandene ‚Pro-Markt‘ förderlicher Werte gleicht immer mehr dem ‚Media-Markt‘ veröffentlichter Schönungen, während die national brachliegenden Potentiale immer mehr zum Ausverkauf einer deutschen Qualität und Wertarbeit führen. Auch ein Land und seine Bevölkerung hat seine Schmerzgrenzen, die sowohl bei einer Vernachlässigung politischer Aufgaben, aber auch von Bürgerpflichten, mit Sicherheit durch Eskalation gefunden werden. Wohlgemerkt in einem Zeitalter, in dem technische Voraussetzungen gegeben sind, die uns ganz neue Möglichkeiten eröffnen könnten.

Ausufernde Entwicklungen, wie auch zunehmende Nöte, führen tendenziell zu einer inländischen Separation, während der Friedensaktionismus sich gegen ausländische Separatisten richtet. Muss es denn erst dazu kommen, dass sich auch hierzulande ein neuer Radikalismus unkontrollierbar breit macht, bevor sich wachsame Augen bewusster auf die Ursachen innenpolitischer Herausforderungen richten? Dazu reicht es auf Bürgerebene keineswegs aus, dies aus gebührender Entfernung auf der Mattscheibe zu verfolgen, da die fehlende Authentizität gebührenpflichtiger Inhalte einen bestehenden Groll auch noch unterstützt. Der Aufklärungswert des angebotenen Bildungsfernsehen verpufft nahezu wirkungslos gegen Mario Barth und Co, Sensationslust wird durch eine mediale Ablenkung von bestehender Dramatik gefüttert, tatsächliche Misstände werden durch satirische Betrachtung entkräftet. Wird es denn nicht allmählich erkennbar, dass hierbei der Großteil zu einer Massenillusion beiträgt, die von der wahren globalen Entwicklung ablenkt? Es wird allmählich Zeit, sich für die bittere Pille der Wahrheit zu entscheiden, solange sie noch etwas bewirken kann.

Es fehlt das Angebot für die breitbandige Unterstützung ganzheitlicher Methoden

Meine Augen verfolgen die Verdrängung einer unterschwelligen, internationalen Dynamik von Zuckerbrot und Peitsche, die auch vor meiner eigenen Haustür kaum haltmacht. Eine selbsterfüllende Prophezeiung, die im starren Blick auf illusionäre Reize zwar nicht gesehen, aber dennoch unerkannt von diesen getragen wird. Der Verlust von wertvollen Tugenden, wachem Geist und Innovationskraft, die dieses Volk groß gemacht haben, bis es in die falschen Hände geriet. Doch das große daraus geborene Geschenk, die Kraft und der Wille zur Wiedergutmachung historischer Vergehen, geht auf die Kosten von Schuld und Sühne gegenüber Dritten verloren. Wer heute tatsächlich wertvolle Beiträge zu liefern hat, bleibt wegen fehlender Akzeptanz in den Vorzimmern von Entscheidern sitzen. Ich vermisse ein effektives, innerstaatliches Vorschlagswesen, sowie die werbende Förderung des ganzheitlichen Gedankens und einer selbstbewussten Eigenverantwortung von klein auf.

So, wie einst fehlende Attribute und Wertgefühle zu einer Anfälligkeit für fehlgeleitete Illusionen geführt haben, die nicht nur für das deutsche Volk in Weltkriegen endete, entdecke ich die dieselben Defizite und erwachten Triebe auch zunehmend in der heutigen Bevölkerung wieder, was bei genauerer Betrachtung annähernd eine globale Erscheinung ist, jedoch mit jeweils glaubensbedingten Abweichungen. Regionale Bedürfnisse der Versorgung und des Wachstums, in Schichten und Randgruppen getrennt, ballen sich zum gemeinsamen Unmut zusammen, um dann von außen als ein Haufen über den Kamm geschoren zu werden. Die neue Formierung namens Pediga ist dabei nichts anderes als ein neues Kind der Unzufriedenheit, das sehr differenziert betrachtet und beachtet werden sollte, bevor es in aufkommenden Aggressionen groß wird. Dabei reicht es nicht, auf irgendwelche Knöpfe zu drücken, es sind weitaus weisere und nachhaltigere Formen des Lösungsansatzes gefragt.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, um nicht vor einem Scherbenhaufen zu stehen

Wie kann nun in Pediga ein Geschenk gefunden werden? Immerhin ruft dieser Neuankömmling zwischen allen braunen Parolen auch nach dem erhellenden Lied von Einigkeit und Recht und Freiheit für alle, man muss nur genau hinhören! Dass auch hier schwarze Schafe zu finden sind, die eine ganz andere Fahne hochhalten, ist angesichts der lautstarken Suche nach neuen Wegen nur allzu verständlich. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Doch wer nur hier nach falschen politischen Ansätzen sucht, der hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt, sollte diesen Stein in seinem Glashaus lieber nicht werfen. Es waren nicht zuletzt geplatzte Versprechungen von ähnlicher Natur, die heute diese Menschen dazu veranlasst, die Ursachen für ihre Lage an völlig falscher Stelle zu suchen. Es sind oft Gegebenheiten der Vergangenheit, die in gemeinsamer Erfahrung und Vereinigung zur Bildung neuer Fronten führen, unter entsprechend wirksamer Massnahme jedoch auch wieder entkräftet werden können.

In meinen Augen wäre es längst an der Zeit, die Hausaufgaben nachzuholen und die Hintergründe dafür zu erkennen, warum sich im Volk eine Angst breit macht, überrollt zu werden, bevor uns irgendwann der Hinterreifen überholt. Vielleicht wird bei dieser Gelegenheit auch erkannt, welchen Fluten wir bereits ausgesetzt sind, da manche Zustände allmählich auf den unterschiedlichsten Ebenen geradezu krankmachend unerträglich werden. Nicht umsonst ist das Burnout-Symptom mittlerweile zum Top-Thema geworden! Nicht zu vergessen: Wer schreit und nicht dabei gehört wird, schreitet irgendwann zur Tat, was nicht immer nur einen kompensierbaren Ausfall zur Folge hat. Dies findet in eskalativen Stufen statt, bis diese zum Leidwesen anderer erst unübersehbar, dann unerträglich werden. Lassen wir es für das deutsche Vaterland nicht wieder soweit kommen, denn wir haben definitiv mehr drauf, als mit Rechtsstaatlichkeit darauf zu reagieren! Vorsicht geht anders, eine geeignete Rücksicht und Fürsorge wirken einer wachsenden Straffälligkeit sehr präventiv entgegen.

Auf der Suche nach neuen Vorbildern wird es gerne versäumt, selbst eines abzuliefern

Auch ein alter Glaube lässt sich leicht korrigieren, denn ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘ lässt sich auch völlig anders als bisher interpretieren. Es kann sich auch Auge um Auge öffnen und Zahn um Zahn gefüllt werden. Ein wirksamer Weg, um nicht irgendwann blind und auf dem nackten Zahnfleisch daherzukommen. Wehret den Anfängen ist nach meinem Ermessen keine Aufforderung, mit den Füßen zu treten, sondern bewusst die Wurzel eines Übels zu betrachten, um sich dieser rechtzeitig versagen zu können. Dazu gehört es auch manchmal, zunächst bei sich selbst anzufangen, denn jeder Schatten hat auch ein Licht. Jeder weiß ein Lied vom Tod zu singen, doch es muss nicht immer die alte Leier sein! In Resignation lediglich die Verantwortung von sich zu weisen, kann keinesfalls etwas verändern, sondern nur etwas vermeiden, bis in der Hitze der Gemüter neue Eier ausgebrütet wurden. Im Grunde genommen geht es doch meistens nur darum, eine drastische Schieflage auszugleichen, der man selbst keinesfalls ausgesetzt sein möchte.

Nur die Weisesten und die Dümmsten können sich nicht ändern (Konfuzius)

Euer Leocarus

Über Leocarus

Autor und Initiator des Leocarus-Projekts