Der zersplitterte Spiegel der Gesellschaft

Die inneren Werte und der Spiegel nach Außen

 

Im Spiegel erscheint ein MülleimerEine unachtsame Lebensweise lässt innere Werte über kurz oder lang im Müll landen.

Auf der Suche nach dem Licht des Erfolgs wird gerne in den Spiegel geblickt, um das eigene glänzende Ebenbild darin zu finden. Doch was hinter der gepflegten Fassade steckt, kann dabei nicht gesehen werden. Die Gewohnheiten einer eigenen unbewussten Haltung werden in einem vertrauten Umfeld ausgelebt, in dem vorzugsweise Gleichgesinnte unterwegs sind, um darin verbindlich Selbstbestätigung zu finden.

Betrachten wir jedoch das Spiegelbild der Gesellschaft, dann werden desolate Zustände offensichtlich, die in der Sinnhaftigkeit mancher Handlungen einem leeren Mülleimer gleichen. Hier führt der Ruf nach ausgleichenden Idealen zu einem umfassenden Gruppenzwang, dessen Verfolgung für einen persönlichen Erfolg entscheidend sein kann. Dass dabei teilweise zum Nachteil vieler und auch der Gesundheit dieser Welt gehandelt wird, bleibt im Interesse des eigenen Wohlbefindens nur zu gerne unentdeckt. Nicht nur auf die Kosten des Nächsten, sondern auch der Perspektive für die Zukunft.

Die eigentlichen Ursachen für jegliches Leid, sowie dessen Spätfolgen, lassen sich nur durch einen Blick in den Spiegel des Wesens erkennen, was gerne als esoterischer Unfug, oder als verpönter Fall für den Psychologen abgetan wird. In dieser Uneinsichtigkeit werden Defizite und Nöte nicht nur in die Umgebung gestreut, sondern in jeder erdenklichen Weise auf das nähere Umfeld übertragen, um auch dieses damit wirksam zu konfrontieren. Nicht selten werden dadurch Heranwachsende ihr Leben lang von Schuldgefühlen und Zwängen verfolgt, zugleich ebenfalls mit unnötigen Tabus versehen, was nicht nur die Ablehnung aktiver innerer Arbeit hervorruft, sondern auch Leid verursacht. Ein Teufelskreis, der prägende Erfahrungen zum latenten Schicksal werden lässt, mit dem sogar ganze Gesellschaften belegt werden können, ohne dass eine höhere Instanz wirksam dagegenhält.

Im Glanz des äußerlichen Scheins verlieren sich die Werte des inneren Seins

Die Frage der Ästhetik und Macht spielt heute aus ideellen Gründen eine weitaus größere Rolle, als es noch zu Zeiten von Grimms Märchen der Fall war. Geltende Ideale treiben manche Menschen so weit, dass sie akute körperliche und seelische Gefahren in Kauf nehmen, um damit Schäden zu riskieren, die sie für den Rest ihres Lebens begleiten werden. Spätestens, wenn sichtbare Spuren des Lebens nicht mehr zu verdecken sind, dienen vererbte Gene, das zunehmende Alter, oder andere externe Umstände, als Rechtfertigung für frühere Vergehen, die oft im Wesentlichen auf ein kompensierendes Verhalten zurückzuführen sind. Der Zugang zu inneren Werten ist dadurch verdeckt, das resultierende Gefühl des fehlenden inneren Selbstwerts wird durch äußerliche Ersatzwerte auszugleichen versucht, was jedoch nur nachhaltig scheitern kann. Im Resultat werden ganze Wirtschaftszweige durch die entstehenden Bedürfnisse gefüttert, ohne dass eine Verhältnismäßigkeit dabei gewahrt bleibt.

Der äußerliche Geltungsdrang ist geschlechtsübergreifend. Während im Femininen eher die körperliche Schönheit das narzisstische Ideal ist, lässt sich beim Maskulinen eher das Streben nach hoher hierarchischer Positionierung beobachten. Ein überhöhter Selbstanspruch, getragen vom eigenen Perfektionszwang, führt zu dominierender Überheblichkeit und aktivem Ellenbogenverhalten. Nicht selten ist das Streben des eigenen Elternhauses dafür verantwortlich, die prägende Erwartung imaginärer Leistungsmerkmale, da das eigene Kind es später mal nach eigener Einstufung ‘besser haben’, oder in familiäre Fußstapfen treten sollte. Ungeachtet der individuellen Neigungen, vorliegenden Talente und inneren Wünsche wurde damit eine Richtung definiert, die nicht selten auf einen Leidensweg führt, den der Betroffene und sein Umfeld dann zu büßen haben. Ganze Glaubenssysteme basieren auf dieses Prinzip, es macht sogar vor globalem Raubbau und kriegerischen Auseinandersetzungen nicht halt.

Was dem einen nur Recht sein kann, ist dem anderen ein billiges Haben

Fatalerweise führen die Bescheidenheit und Demut derer, die diesen Hype nicht nötig haben dazu, dass dessen Leid und Dominanz auf höchsten Ebenen gestreut werden. In aller Regel haben diejenigen am meisten darunter zu leiden, die den gängigen Idealvorstellungen am wenigsten entsprechen, sie werden häufig ausgegrenzt und in ihrer Bedeutung abgewertet. Es ist schnell zu erraten, wer in den drei sich ergebenden Schichten der Dominierenden, Gleichmütigen und Unterdrückten letztendlich eine ausübende Macht erhalten, den Ton angeben wird. Während die Weisheit und Vernunft der Mittelschicht das echte Zeug zu einer förderlichen Entwicklung beisteuern, werden auf der Machtebene eher imaginäre Wertvorstellungen vertreten, die sich zu Lasten des natürlichen Kreislaufs sehr stark an Glanz und Gloria orientieren. Im Rahmen der Globalisierung ist daraus geradezu ein internationaler wehrhafter Wettbewerb geworden.

Dieser Bedarf an imaginären ‘Leuchtmitteln’ ist jedoch auch entsprechend zu finanzieren. Was liegt dabei näher, als sich am Bedarf anderer zu bedienen, deren Bedürfnisse sogar künstlich zu wecken? Erkenntnisse der Gehirnforschung werden geschickt eingesetzt, um über die Medien manipulative Metabotschaften zu vermitteln, den Trägern eines fehlenden Selbstwerts auf immer wieder neue Möglichkeiten des Abhebens von der breiten Masse hinzuweisen. Gleichzeitig wird suggeriert, dass dies auch nötig ist, da ansonsten für jeden Einzelnen auch die Gefahr besteht, im Versäumnis des neuesten Hypes nicht hip zu sein. Dieser Effekt kann jedoch nur temporär wirken, da jeder Trend zu Ende geht und das Neue nicht mehr außergewöhnlich erscheint, was zugleich den nächsten Bedarf weckt, bis die benötigten Ressourcen irgendwann zu Ende gehen werden. Sich auf diese Weise selbst das Wasser abzugraben, zwingt in der resultierenden Abhängigkeit ganze Völker dazu, sich in ihren Entscheidungen zu verbiegen.

Alles hat ein Ende, doch nicht nur die Wurst hat zwei

Über kurz oder lang bildet sich dadurch ein Gefälle, das zuerst die Spiegelgruppe zunehmend in Unzufriedenheit versetzt, später sogar arg die Toleranzgrenzen der Gleichmütigen strapaziert. Das dargestellte Kartenhaus, auf dem global ganze Wirtschaftssysteme aufgebaut sind, beginnt damit zu bröckeln. Das Ergebnis ist breit gefächert: beginnend bei Ausschreitungen, über Konkurse und Börsencrashs hinweg, bis hin zur Bürgerrevolution. Der Gewalt der Massen kann dabei kaum Einhalt geboten werden, da die einst ausgenutzten menschlichen Triebe nun ungehemmt zum Vorschein kommen. Da materielle Werte notfalls billigst nachgeliefert und auch das Handelsmittel Geld in beliebiger Menge ausgleichendend bereitgestellt werden können, sind dem Fass ohne Boden kaum Grenzen gesetzt. Da eine nachhaltige Investition in das Selbstbewusstsein der Bevölkerung gleichzeitig einen wirtschaftlichen Hemmschuh zur Folge haben könnte, gilt diesem jedoch auf kommerzieller Ebene am allerwenigsten das Interesse.

Übersehen wird dabei jedoch, dass unser Lebensraum nur über begrenzte Ressourcen verfügt, die keine unbegrenzte Völlerei zulassen. Was geschehen wird, wenn diese zu Neige gehen, wagt sich zwar niemand vorzustellen, doch insgeheim hat jeder Angst davor. In der stillen Hoffnung, dies nicht mehr mitzuerleben, wird die globale Situation ertragen, die Verantwortung jedoch auf Generationen übertragen, die mehr denn je den Trends und Hypes der Illusionen unterliegen. Viele Völker arbeiten damit unbewusst auf den Kollaps der menschlichen Spezies hin, ohne sich im materiellen Wohlstand dieser Folgen wirklich bewusst zu sein. Im Gegenteil werden diese Kartenhäuser aggressiv bis aufs Blut verteidigt, in bestehender Arroganz und Blindheit im namentlichen Bezug auf ein höheres Wesen, während mit den Taten in Wahrheit dem Materiellen gehuldigt wird. Das göttliche Ansinnen wäre jedoch ganz offensichtlich, eher zur Besinnung zu kommen, statt vollständig die Vernunft zu verlieren.

Wer zuletzt lacht, lacht immer noch am Besten

Humor ist, wenn man trotzdem lacht? Auftretende Missstände durch satirische Inhalte zu vermitteln, die vor Sarkasmus und Ironie nur so triefen, lässt schnell über die bestehenden Unverhältnismäßigkeiten hinwegsehen. Solange es Wege gibt, die bestehenden Entwicklungen zu belächeln, in Shows sogar moderiert beklatschen zu lassen, findet sich immer noch ein Weg der Absolution und Rechtfertigung. Die Menschen, welchen das Lachen bereits vergangen ist, finden hier keinen Platz mehr, vermiesen womöglich sogar die künstlich positive Stimmung. Die Betroffenen können diesem stattfindenden Wahn auch nichts mehr abgewinnen, denn ihnen sind entweder bereits die Augen aufgegangen, oder das Lachen in der Not im Hals erstickt. Egal, ob Arme, Kranke oder Alte, diese Kinder der Not werden von der Gesellschaft vernachlässigt, sobald sie ihren wertvollen Beitrag nicht mehr leisten können.

Die derzeit noch unvorhersehbaren Folgen werden jedoch zusehends absehbar, bereits in breiten Schichten der Bevölkerung spürbar, auch wenn es noch nicht von offizieller Seite anerkannt wird. Findet hier kein Umdenken statt, dann wird daraus Unvermeidliches reifen, das auch vor obersten Ebenen nicht Halt machen wird. In der Natur lassen sich solche Prozesse in vielfältigen Schattierungen nachvollziehen, in der Menschheitsgeschichte lassen sich hierfür etliche Wiederholungen finden. Die späten Nutznießer werden Völker sein, welche es gelernt haben, den materiellen Verlockungen und imaginären Werten zu widerstehen, um in verinnerlichter Bescheidenheit mit knappen Ressourcen umzugehen, sich auch darin zu vermehren. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch unsere leiblichen Kinder frühzeitig damit umzugehen lernen, damit sie nicht stattdessen das Lachen verlernen.

Dies lässt so manchen Konflikt bestimmt in neuem Licht erscheinen!

Euer Leocarus

Über Leocarus

Autor und Initiator des Leocarus-Projekts