Auf der Suche nach dem inneren Kind

Das innere Kind und sein Kartenhaus

 

Ein Kind und sein KartenhausDieser Beitrag hat mit dem leiblichen Kind nicht viel gemeinsam. Daher ist bei dem genannten ‘inneren Kind’ auch nicht von einem Schwangerschaftstest die Rede, denn dieser Begriff blickt mit dem reinen Empfinden tief in das geistige Wesen des Menschen hinein. Dabei kann Erstaunliches zu Tage kommen!

Das Thema an sich betrifft den psychologisch-spirituellen Bereich. Der Begriff des ‘inneren Kindes’ bildet ein hilfreiches Gedankenmodell zur Betrachtung der eigenen inneren Welt ab, sowie ein darin aufgebautes ‘Kartenhaus’ in Form erfahrener Prägungen. Dies sind verinnerlichte Muster, Programmierungen im reaktiven Empfindungs- und Verhaltensablauf eines Menschen, die auf eindrucksvolle Erfahrungen beruhen.

Um Dinge bewerten zu können, braucht die menschliche Kognition für das logische Verständnis eine be-greifbare Abbildung, um diese ‘in die Hand nehmen’ und betrachten zu können. Auf die Hintergründe und Entwicklung dieser Notwendigkeit werde ich in diesem Beitrag nicht näher eingehen, diese fachliche Materie ist sehr komplex.

Wer sich dennoch eingehender mit dem Ursprung dieses Modells befassen möchte, findet nachfolgend hilfreiche Hinweise:

Der Arzt und Psychiater Roberto Assagoli, ursprünglich ein Schüler von Freud, wurde später einer der Väter der transpersonalen Psychologie. Er ging davon aus, dass der Mensch in seiner Essenz eine Seele ist und eine Persönlichkeit mit vielen Teilen, auch Teilpersönlichkeiten genannt, hat.
 
In seinem psycho-spirituellen Modell der Psychosynthese widmet er sich viel der Aufgabe, in Distanz zu dieser Persönlichkeit und ihren Teilen zu gehen – sich davon disidentifizieren zu können. Das bedeutet, zum Beobachter unserer inneren Welt von Empfindungen, Gefühlen und Gedanken zu werden. So verwundert es nicht, davon zu sprechen, ein ‘inneres Kind’ zu haben.
 
Das ‘innere Kind’ ist ein Begriff den heute fast jeder schon einmal gehört hat. Vor etwa 15 Jahren wäre man, wenn man diesen Begriff erwähnt hätte, auf Unverständnis gestoßen, denn er ist vor allem bekannt geworden durch das Buch ‘Aussöhnung mit dem inneren Kind’ von Erika J. Chopich und Margaret Paul.
 
Hinweis: dies ist lediglich ein Teilauszug aus weiteren weiterführenden Inhalten
Quelle: Hans Piron, Zentrum für Psychosynthese und Meditation
Website: www.zentrum-fuer-psychosynthese.de
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Dies klingt zunächst sehr schwer verdaulich, der tiefere Sinn des Ganzen lässt sich in ungewohnter Sprachlichkeit kaum erkennen. Wozu soll also dieses Gedankenmodell gut sein? Wie kann es dabei helfen, das durch lebenslange Prägungen beeinflusste eigene Wesen noch besser als gewohnt zu betrachten? Immerhin geht fast jeder davon aus, sich sein eigenes Leben lang bereits bestens kennengelernt zu haben. Vielen ist bereits deutlich gewusst geworden, dass kein Ei dem anderen gleicht, jeder Mensch über seine eigenen Ansichten verfügen kann und dies auch darf, solange er damit anderen keinen Schaden zufügt.

Um es auf den Punkt zu bringen, ermöglicht es dieses Modell höchst effektiv, eigene Nöte und Gefühle bewusst und mitfühlend zu betrachten. Indem ich es schaffe, einen aktuellen Gefühlszustand einem imaginären Objekt (dem inneren Kind, oder auch einer bestimmten Rolle) zuzuweisen, gewinne ich gleichzeitig Abstand von demselben, um es ‘von außen’ frei betrachten und behandeln zu können. Es ist mit dem Effekt vergleichbar, sich Unerträgliches durch ein Objektiv oder über einen Bildschirm ansehen zu können, ohne unmittelbar davon betroffen zu sein. Das Wahrgenommene kann mich zwar innerlich berühren und ich kann diesen Eindruck auch beschreiben, doch ich stecke dabei nicht mitten im Geschehen!

Inwiefern kann mir diese Methode weiterhelfen?

Dadurch wird das bewusste Auffinden eigener Grenzen und Handlungsanteile, sowie das Bewerten eigener Gedanken und schwer zugänglicher Gefühle ermöglicht. Die hierfür geeigneten Methoden nennen sich Fokussierung und Reflexion, die Fähigkeit hierzu wird durch meditatives Training geübt und verinnerlicht. Diese Techniken ermöglichen es unter anderem, eigenes schadhaftes Verhalten und die Ursachen für Misserfolge gezielt zu betrachten und diesen auch proaktiv gegenzusteuern. Als Nebeneffekt kann ich deutlich achtsamer wahrnehmen und agieren, bewusst einen Erfolg anstreben und empfundene Nachteile vermeiden.

Der spirituelle Ansatz setzt ebenfalls an dieser Wesensebene auf, er bezieht sich auf die Reinheit der Seele und deren Verbindungen bis hin zum Wesen der Gesamtheit. All diese Umstände in wenige verständliche Worte zu fassen, ist bei fehlender Kenntnis der Materie fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch kann es jeden weiterbringen, diese Ausführungen nicht pauschal abzulehnen, sondern zumindest in Frage zu stellen und vielleicht bei eigenen Recherchen für sich zu entdecken. Quellen dazu gibt es zuhauf, im Internet und auch in Form von Büchern oder Seminaren, eine davon ist bereits der oben genannte Link.

Auf dieser Website werden noch weitere Modelle zum Einsatz kommen, so abstrakt diese stellenweise auch erscheinen können. Ich kann an dieser Stelle nur dazu inspirieren, dem ‘inneren Kind’ und den genannten Methoden auf den Grund zu gehen, um daraus eine wertvolle Grundlage für weitere Inhalte und auch die Selbstbetrachtung zu gewinnen. Dies zu tun, erscheint alles andere als kindisch, sondern es zeugt von einem hohen Verantwortungsbewusstsein gegenüber den inneren Grenzen und Werten des eigenen Wesens. Wer sich damit nachhaltig auseinandersetzt, wird erkennen, dass er darin unbeschreiblich wachsen kann!

Ein wahrhaft großer Mensch verliert die Einfachheit eines Kindes. [Konfuzius]

Euer Leocarus

Über Leocarus

Autor und Initiator des Leocarus-Projekts